Am Dienstag, dem 27. 10. 2015, hat der Deutschleistungskurs von Frau Epe eine Inszenierung des Romans „Der Prozess“ von Franz Kafka im Hans-Köster-Saal in Pulheim besucht.

Die Theatergruppe Komma stellte mit vier Darstellern den Roman dar, wobei sie auch Kafkas Biografie miteinfließen ließ. Der Schauspieler von Josef K., dem Protagonisten des Romans, stellte teilweise auch Franz Kafka dar, die Schauspielerin des Fräulein Bürstner war auch in der Rolle der Felice Bauer, seiner ehemaligen Verlobten, zu sehen. Es wurde dem Publikum vermittelt, dass diese schizophrene Charakterzüge aufwies. Eine andere Besetzung der Schauspieler wäre allerdings treffender gewesen, da diese unserer Meinung nach zu alt für ihre Rollen sind. Die beiden Wächter standen stellvertretend für das gesamte Gerichtswesen, welches den Prozess und das Publikum stetig begleitete.

Die Schwierigkeit, die sich aus diesem Inszenierungsansatz ergibt, ist jedoch, dass man nicht Autor und Figur eines Romans miteinander gleichsetzen kann, selbst wenn ein Roman autobiografische Züge enthält. Zudem war es schwierig, die einzelnen Rollen der Charaktere auseinanderzuhalten, da keine klare Trennung der Figuren zu erkennen war.

Die Bühne, die aus einem Bett, K.s Arbeitsplatz, Fräulein Bürstners Zimmer und der Außenwelt, dargestellt durch einen Ausgang und mehrere Europaletten, bestand, war zudem durch ein Gerüst im Publikumsbereich erweitert. Außerdem hing an der Rückwand der Bühne eine Leinwand, auf der einige Zitate aus dem Roman und aus Kafkas Tagebüchern eingeblendet wurden.

Das Theaterstück begann mit dem ersten Satz des Romans: „Jemand musste Josef K. verleumdet haben, denn ohne dass er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet.“ Auffallend ist, dass das Komma-Team nur die für den Verlauf des Stückes wichtigen Szenen in das Theaterstück hat einfließen lassen. Der Entfall anderer Szenen wirkte sich jedoch nicht negativ auf die Handlung der Inszenierung aus, wären diese Szenen jedoch im Roman entfallen, hätten sich Verständnislücken gebildet.

Um eine düstere Stimmung, die typisch für Kafka ist, zu erzeugen, wurde viel mit Licht und Geräuschen gearbeitet, welche teilweise sehr laut waren. Außerdem wurde das Publikum stark miteinbezogen, beispielsweise durch direkt an das Publikum gerichtete Fragen und Hinweise auf Kafka als Abiturthema. Durch diese Ausweitung der Inszenierung ins Publikum, sollte das Gefühl des Teilhabens hervorgerufen werden, jedoch ist dies dem Darsteller nur teilweise gelungen, sodass bei einigen Zuschauern Verunsicherungen entstanden.

Trotz der abgewandelten Darstellung hat das Stück das Kafkaeske (skurril, surreal) dem Publikum vermitteln können. Am Ende ergab sich die Frage, ob das Stück für diejenigen Schülerinnen und Schüler, die den Roman nicht im Unterricht behandelt haben, ebenfalls verständlich war. Daraufhin behauptete die Schauspieltruppe, dass diese eher die Möglichkeit hätten, zukünftig mit einer anderen Sichtweise an den Roman „Der Prozess“ heranzugehen. Allerdings lässt sich sagen, dass diese Inszenierung eher für Zuschauer geeignet ist, die den Roman bereits gelesen haben und sich mit den einzelnen Charakteren und Szenen auskennen. Alles in allem war das Stück anders als erwartet und es war ein gute Gelegenheit, das Unterrichtsthema Kafka abzuschließen.

Lilly Brauer, Lara Steinke, Elissa Seiffert und Celine Schulz (Deutsch-LK Q2, Frau Epe)