Jill Rademacher, Klasse 9e, hat an dem Bundeswettbewerb „Wortwahl 2009" teilgenommen und gewonnen. Wir freuen uns mit ihr und gratulieren ihr herzlich.

Jill Rademacher:

"Von meiner Deutschlehrerin Frau Klewer-Best bekam ich den Anreiz, an einem Wettbewerb des Deutschen Bundestags teilzunehmen. Der Wettbewerb trug den Titel „Wortwahl 2009" und wurde bundesweit für Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe 1 und 2 vom deutschen Bundestag angeboten. Es wurde der beste Nachwuchsjournalist oder die beste Nachwuchsjournalistin gesucht. Dafür sollte ein Artikel verfasst werden, der sich hauptsächlich mit der Bundestagswahl 2009 beschäftigt. Ich brauchte nur kurz zu überlegen welches Thema ich für meinen Artikel wählen würde, die Straßen waren voll mit Werbeplakaten der Parteien. Also verfasste ich keinen Artikel über den Bundestag, sondern über die Werbekampagnen zur Bundestagswahl, speziell über die Kampagne der SPD. Anfang September bekam ich dann unerwartet ein Schreiben von der Pressestelle des Deutschen Bundestages, dass ich mit meinem Artikel gewonnen habe und deshalb im Januar zu einer einwöchigen Recherchereise nach Berlin eingeladen werde."

Der Artikel

Werbekampagne einer Partei sorgt für Aufsehen
Provoziert sich die SPD zum Sieg?

Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) startete zu Beginn dieses Jahres mit Plakaten, Werbespots und Radiodurchsagen eine umfangreiche Werbekampagne, um für ihre Partei bei den Europawahlen zu werben. Dabei sorgte sie für großes Aufsehen. Mit provokativen Texten versucht die SPD andere Parteien negativ darzustellen. So zeigt sie sich zum Beispiel kritisch, wenn nicht schon beleidigend gegenüber der FDP, den Linken und der CDU/CSU mit Aussagen wie: „Finanzhaie würden die FDP wählen", oder „Dumpinglöhne würden CDU/CSU wählen". Ein gewagter Angriff, da die SPD seit 2005 eine Koalition auf Bundesebene mit der CDU/CSU eingegangen ist.
„Berechtigte Aussage oder einfache Provokation?", ist wohl die Frage die sich die Wähler stellen, wenn sie die farbigen Plakate an den Straßenrändern sehen.
Mit den Werbetexten entsteht bei der Wählerschaft eine große Diskussion, ob diese Art der Werbung noch vertretbar ist, wie einst bei der Werbekampagne der Baumarktkette Praktiker, die mit ähnlichen Werbesprüchen den konkurrierenden Baufachhandel OBI diskriminierte („Überraschung in der Baumarktbranche, Obi ist billig, April April!").
Die Werbung der SPD ist ausschließlich darauf beschränkt andere Parteien negativ darzustellen und nicht ihre eigenen Vorzüge positiv herauszugeben.
Wie sollen junge Menschen lernen, sachliche Diskussionen zu führen, wenn schon unsere Politiker mit ihrer Vorbildfunktion nicht in der Lage sind, vernünftig und objektiv zu argumentieren?
Soll unsere Werbung in Zukunft so aussehen, dass Toyota beispielsweise mit dem Slogan wirbt: „Wenn sie Schrott kaufen wollen, gehen sie zu Mercedes" oder „Gammelfleisch bei Rewe, Frisch- fleisch bei EDEKA"?
Nein, denn die Aufgabe der Werbung ist es, ein Produkt zu verkaufen, indem man seine Vorzüge anpreist und nicht Konkurrenzprodukte mit Nachteilen belegt.
Wahrscheinlich haben die Macher der SPD-Werbung den ersten beiden Buchstaben des AIDA- Prinzips (Grundregel, nach der Werbefachleute ihre Werbung aufbauen:
A = attention/ Aufmerksamkeit erzeugen; I = Interest / Interesse wecken; D = Desire/ Kaufwunsch; A = Action/ Kaufakt) zu starke Bedeutung zugemessen. Dabei wirkt dieses Prinzip nur dann, wenn alle vier Faktoren im richtigen Verhältnis zueinander stehen.
Was mit diesen Werbesprüchen erreicht werden soll, ist eindeutig: provokative Texte bleiben in Erinnerung, sie sollen sich ins „Gehirn des Konsumenten einprägen".
Eine Befragung in Bergheim unter Passanten hat ergeben, dass mehr als 70% der Befragten die SPD-Werbung beschreiben konnten, jedoch weniger als 26% eine andere Parteienwerbung kannten.
Doch ob die SPD da nicht etwas zu weit gegangen ist? Und ob die Kampagne nicht eher eine umgekehrte Wirkung erzielt? Werden viele Wähler sich beim betrachten der Plakate fragen und sich am Wahltag vielleicht gegen diese Art der Werbung entscheiden.