Wie in den letzten Jahren haben wir am 5.07.2019 vor dem Festakt  der Verleihung der Abiturzeugnisse einen Gottesdienst mit Schülern, Familien und Lehrern gefeiert. Der Gottesdienst wurde von den Schülerinnen und Schülern selbst vorbereitet und inhaltlich mitgestaltet. Hier nun  einige Gedanken aus dem Gottesdienst von der Abiturientin Anna Dötsch, rückblickend auf ihre Schullaufbahn am AGB.

G. Heuschkel

„Alles hat seine Zeit- nun ist unsere Stunde gekommen. Mit dem Ende unserer Schullaufbahn, kommen die Erinnerungen an ihren Anfang.

Der Tag der Einschulung wird uns allen noch im Gedächtnis sein- und wenn es nur die Aufregung vor dem Öffnen der Schultüte ist. Am letzten Tag unserer Mottowoche, unserem letzten Schultag schwelgten wir noch einmal in den Erinnerungen an unseren Schulbeginn. Im Nachhinein erscheint uns die Grundschule so herrlich einfach, doch auch sie hatte ihre besonderen Herausforderungen. Plötzlich musste man Hausaufgaben machen, es wurden Klassenarbeiten geschrieben und man musste sich auch mit Leuten auseinandersetzten, mit denen man nicht so viel zu tun haben wollte. Und wie groß fühlten wir uns in der vierten Klasse, fast wie die Königinnen und Könige der Schule. Doch das sollte sich mit dem Übertritt in die weiterführende Schule ändern.

Als wir vor acht Jahren in die 5.Klasse gekommen sind, waren wir anfangs oft etwas eingeschüchtert von der großen Schule, den so erwachsen erscheinenden Oberstufenschülern und den vollen Stundenplänen. Zu dieser Zeit war es schwer vorstellbar, dass wir eines Tages selber zu den Großen gehören würden, das Abitur war ein weit in der Ferne liegendes Ereignis, mit dem wir scheinbar noch nichts zu tun hatten. 

 

Jahr um Jahr sahen wir die neuen Fünftklässler ankommen. Sie schienen immer kleiner zu werden, ihre Rucksäcke dagegen immer größer. In Wirklichkeit waren natürlich wir diejenigen, die immer größer, immer älter und immer erwachsener geworden sind. Wir sind an vielen schulischen und außerschulischen Herausforderungen gereift, haben gespürt, wie viel Druck aufgebaut werden kann und häufig gelernt irgendwie damit umzugehen. Wir haben neue Freundschaften geschlossen und so manche schmerzhafte Erfahrungen gemacht, wenn sie zerbrochen sind. Wir haben uns über Erfolge nach harter Arbeit gefreut und uns über schlechte Noten geärgert. Eine erste Umgewöhnung folgte mit der Oberstufe: Anstelle des überschaubaren Klassenverbandes lernten wir mit der ganzen Stufe zusammen und wir konnten uns zumindest teilweise auf die Fächer spezialisieren, die uns am meisten gefielen. Alles war anders, alles mischte sich neu und – auch das gehört dazu- der Druck stieg. Die letzten beiden Jahre waren besonders intensiv, inhaltlich wie auch auf der emotionalen Ebene. Das Wort Abitur verlor an Schrecken und wurde zur Normalität und immer wieder stand die Frage im Vordergrund, welchen Weg wir danach einschlagen wollen. 

Wir fühlen uns nicht immer so erwachsen, wie die Zwölftklässler damals auf uns wirkten. Viele von uns wissen noch nicht, wie die Zukunft aussehen soll, wir haben viele Zweifel und viele Ängste. Doch wir können uns sicher sein, dass unsere Freunde und unsere Familie uns auch in der nächsten Zeit beistehen werden, wann immer wir sie brauchen. Egal wie unser weiterer Weg aussieht, wir werden nie komplett alleine sein. Gleichzeitig können wir die Freiheit, die wir jetzt haben genießen. Mit dem Abiturzeugnis, das wir gleich in den Händen halten werden, stehen uns unglaublich viele Türen offen und wir können unseren weiteren Weg selber wählen. 

Alles hat seine Stunde- jetzt ist die Zeit erste Erfolge zu ernten, einen Abschied zu ertragen und einen neuen Lebensabschnitt nicht nur zu begrüßen, sondern auch selbst mitzugestalten.“

Anna Dötsch