Es gibt die weit verbreitete Ansicht: Kultur ist überflüssig, weil Luxus. Wenn Kommunen oder Städte Finanzen einsparen müssen, streichen sie zuerst Zuschüsse für Stadtbibliotheken, Theater, Museen - also sie kürzen auf den Feldern der Kultur. Übertragen auf Schulen stellt sich diese weit verbreitete Meinung wie folgt dar: Wichtig für die Schülerin, den Schüler ist das - per Klausur oder Test - überprüfbare Wissen. Mathematische Formeln, historische Fakten, grammatikalische Regeln, Notenkunde in Musik tragen entscheidend zur Vorbereitung auf das zukünftige Leben bei, während kulturelle Aktivitäten wie Theaterspielen, kreatives Schreiben, Gestalten mit Farben und Formen verzichtbar sind.

Um nicht missverstanden zu werden: der Homo faber, also die Person, die genannte weit verbreitete Meinung vertritt, hat nichts gegen Kultur. Aber vor die Entscheidung gestellt, eine Straße auszubauen oder ein Opernhaus zu sanieren, entscheidet sie für den Ausbau der Straße. Übertragen auf die Schule: Wenn Stunden wegfallen sollen, dann besser die Kunst- als die Mathestunden.

Mit der (schwer widerlegbaren) Argumentation des Homo faber schlagen wir uns, die wir den Projektunterricht der KulTour-Klassen und -Kurse befürworten, seit acht Jahren herum. Inzwischen findet (fast) jeder das Modell Kul-Tour gut, doch wenn es ans Eingemachte geht, also um die Frage, wer der KulTour Stunden zur Verfügung stellt, tun sich alle schwer - aber bisher hat es immer geklappt. Darauf sind wir stolz.

Nun gut - im kommenden Jahr werden wir den ersten Jahrgang, der mit den KulTour-Klassen und -Kursen groß geworden ist, mit dem Reifezeugnis ins Leben entlassen. Dann können wir beobachten, ob diese kulturell aktiven Menschen mit ihren mathematischen Defiziten, ihren Lücken im geschichtlichen Basiswissen und ihren Löchern beim Aufsagen von Regeln ihren Mann respektive ihre Frau stehen oder kläglich scheitern.

Bis dahin aber, bis wir mit der Feldforschung am ins Leben entlassenen Schülerinnen und Schülern beginnen können, verteidigen wir weiter die Kultur in Form der KulTour.

In diesem Sinne: Einen Dank allen Beteiligten für das Engagement in Sachen KulTour während des gesamten Schuljahres 2010/2011 und am Veranstaltungstag KulTour.

Ihr / Euer Robert Schmidt

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