Im Rahmen der Projektarbeit zum Thema Kinderarbeit & Kinderrechte empfing die 9c am vergangenen Mittwoch im Resi des AGB den Dokumentarfilmer Michael Niermann, der seinen Film „Riders of Destiny“ im Gepäck hatte.

Dieser mit dem deutschen Filmpreis für die beste Kamera ausgezeichnete Dokumentarfilm erzählt die Geschichte von Sila und Firman, zwei indonesischen Kinderjockeys, die unter Einsatz ihres Lebens reiten, um ihre Angehörigen zu versorgen. Mit nur 5 und 7 Jahren tragen sie die Verantwortung für ihre ganze Familie. Konzentriert, fasziniert und z.T. erschrocken verfolgten die Schüler*innen in diesen knapp 90 Minuten das Leben der beiden kleinen Jungen, die Michael Niermann für seinen Film 2016 und 2017 in ihrem Arbeitsalltag während einer Saison der traditionellen Pferderennen begleitete. 

Sumbawa ist eine der ärmsten Regionen Indonesiens und es ist schwer, dort Geld zu verdienen. Der Bildungsstand ist sehr niedrig und Jockey zu werden ist oft die einzige Option für verarmte Familien. So verhält es sich seit Jahrhunderten. Die Väter der Jockeys sind geritten. Und auch die Großväter. Aber in den letzten Jahren werden die Kinderjockeys immer jünger. Während ihre Vorfahren erst mit 10 Jahren anfingen zu reiten, werden die Jungen heute schon mit 3 Jahren trainiert. Ein Ausweg aus diesem Teufelskreis von Armut und mangelnder Schulbildung ist kaum zu finden, durch die Teilnahme an den mehrwöchigen Rennen versäumen die Kinder die Schule, irgendwann sind sie zu alt und zu schwer zum Reiten, dann wartet meist eine Karriere als Pferdepfleger o.ä. auf sie. Sie werden selbst Väter, und auch ihre Kinder werden Jockeys. 

Eine der wichtigsten Fragen, die die Schüler*innen hatten, lautete: Wie können diese Zustände denn verändert werden? Daraufhin Michael Niermanns ernüchternde Antwort: Erstmal gar nicht. Die verantwortlichen politischen Akteure sind selbst zu eng mit dem Rennbusiness verflochten, sie verdienen oft als Pferdebesitzer gutes Geld in diesem menschenverachtenden System. Zwar ist Kinderarbeit wie in so vielen Teilen der Welt auch in Indonesien gesetzlich verboten, aber – wo kein Kläger, da kein Richter. Am Ende steht die kulturelle Tradition über dem Gesetz, uns so wird das Leiden und Sterben der kleinen Kinderjockeys weitergehen.

Das Einzige, so Niermann, was wir Mitteleuropäer tun können, ist Aufmerksamkeit und Sensibilität für dieses Thema zu erregen – der Motor für ihn, sich in seinem Film eben diesem Thema zu widmen. Nur durch politischen Druck aus dem Ausland können Veränderung angestoßen werden, und das gilt für die Situation der Kinderjockeys in Indonesien wie für alle Kinder und Jugendlichen weltweit, deren Leben von schwerer körperlicher Arbeit geprägt ist. 

Nachdem wir den Film gemeinsam angesehen hatten gab es für die 9c noch die Gelegenheit, Michael weitere Fragen zu seinem Filmprojekt zu stellen. Dieses intensive Gespräch zwischen Schülern und Regisseur zeigte sehr deutlich, wie sehr der Film und seine Protagonisten die Kinder beeindruckt hatten. 

„Am meisten hat mich die positive Einstellung der Kinder zu den Pferderennen irritiert, aber auch fasziniert. Sie haben immer so fröhlich über das Reiten erzählt, als wäre das nur eine Freizeitbeschäftigung und kein lebensgefährlicher Job. Verschreckt hat mich, wie grob die Väter ihre Kinder z.T. behandelt haben. Viele von den Jungs haben erzählt, dass sie ständig von ihren Vätern geschlagen werden, das hat mich emotional schon etwas mitgenommen hat.“ (Vidhi). 

„An dem Film fand ich sehr faszinierend, dass die Kinder – obwohl sie an lebensgefährlichen Rennen teilnehmen - immer noch glücklich und mit einem Lächeln auf dem Mund durch die Straßen laufen. Zudem machte ihnen das Reiten meist Spaß (manchmal auch nicht) und sie riskierten alles für ihre Familie.“ (Vivian).

„Beim Film hat mich besonders fasziniert wie positiv die Menschen dort in Sumbawa gestimmt waren. Die Kinder haben fast immer gelächelt, selbst wenn sie darüber geredet haben dass ihr Vater sie schlägt, oder das sie sich schon oft beim Reiten verletzt haben, sie es aber trotzdem gerne tun um ihrer Familie zu helfen.“ (Kylie)

„Mich hat es ziemlich geschockt zu sehen wie das Leben dort ist. Auch wenn man viel hört, in so einem Film wirkt alles nochmal viel realistischer und krasser.“ (Darina)

„Der Film war spannend, traurig, und actionreich zusammen, absolut zu empfehlen!“ (Simon)

Wir danken Michael Niermann sehr für seinen Besuch bei uns; der Film hat uns alle nachhaltig beeindruckt!

„Riders of Destiny” ist kostenlos verfügbar über: https://www.zdf.de/sport/zdf-sportreportage/riders-of-destiny-jockey-kinderarbeit-sumbawa-doku-100.html

Weitere Informationen zum Film und den Kindern: https://ridersofdestinyfilm.de/

Suse Koch