Am 15. März 2019 war es kalt, regnerisch und windig.  

Am 15. März 2019 wurden Klausuren und Arbeiten geschrieben, Hausaufgaben kontrolliert und mehr oder weniger eifrig am Unterricht teilgenommen. 

Am 15. März 2019 gingen 30.000 Schüler, Studenten, Lehrer, Eltern, Großeltern deutschlandweit auf die Straße, um gegen die aktuelle Klimapolitik zu demonstrieren.  10.000 davon kamen aus Köln. 

Und wir gehörten zu diesen 10.000. 

„Wir“ sind Oberstufenschüler und Lehrer (Herr Schuster, Frau Vogt und Herr Piazolo) des Abtei-Gymnasiums Brauweiler, und nicht zuletzt die SMV – die „SchülerMitVerwaltung“ des AGB, welche unseren Schülern die Möglichkeit gegeben hat, an der Demonstration in Form einer Exkursion teilzunehmen und sich für unsere Zukunft einzusetzen. 

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„Fridays for Future“ ist ein Projekt, das nach dem Vorbild von  der schwedischen Schülerin Greta Thunberg ins Leben gerufen wurde, um  auf die aktuelle Klimapolitik aufmerksam zu machen. Teilnehmende Schüler demonstrieren freitags während der Unterrichtszeit für Umweltschutz. Die Schüler wollen nicht für eine Zukunft lernen, in der es keine Zukunft mehr gibt. Das zeigen sie durch Protestschilder wie „Das Klima ist aussichtsloser als mein Abitur“. Die Proteste werden von den Schülern und Studenten selber organisiert. Greta Thunberg saß im August 2018 zunächst drei Wochen lang vor dem schwedischen Reichstagsgebäude in Stockholm, anstatt zur Schule zu gehen. In Deutschland wurde zum ersten Mal im Dezember 2018 demonstriert. Zu den wichtigsten Zielen gehören laut den Wortführern der Proteste eine Energiewende, Investitionen in erneuerbare Energien und den Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs. 

„Klimawandel“ bedeutet, dass das Klima sich verändert, ein Phänomen, das es in der Vergangenheit auch schon gab – zum Beispiel die Eiszeit.  

Doch in den letzten Jahrhunderten hat sich das Klima immer schneller verändert, es ist wärmer geworden. Wir haben dem einen Namen gegeben: „globale Erderwärmung“. Von Natur aus gibt es eine Art Gewächshaus aus Wolken, Kohlendioxid und Methan, das die Wärme in der Atmosphäre hält und so das Leben auf der Erde ermöglicht, wie wir es kennen. Der menschliche Lebenswandel aber sorgt für die Verstärkung dieses Effektes. Schuld an der globalen Erwärmung ist der vom Menschen verstärkte Treibhauseffekt.

Gründe dafür sind zum Beispiel die Verbrennung fossiler Brennstoffe, Abgase von Autos, Flugzeugen und Schiffen, aber auch die industrielle Landwirtschaft und der damit verbundene Fleischkonsum. Man benötigt riesige Acker- und Weideflächen, denen oft Wälder, Moore und Wiesen weichen müssen. Da Bäume und Pflanzen große Mengen von CO2speichern, wird durch die Rodung Kohlenstoffdioxid, ein Treibhausgas, freigesetzt. Noch schädlicher als CO2ist jedoch Methan (Kuhrülps und Kuhpups), welches durch die Nutztierhaltung in großen Mengen freigesetzt wird. 

Durch die Erderwärmung steigt die Temperatur der Meere. Wärmere Gewässer können aber deutlich weniger CO2speichern als kalte Gewässer. Die Meere beginnen also, CO2abzugeben. 

Durch die warmen Temperaturen gelangt Wasserdampf in die Atmosphäre, das wie Kohlendioxid den Treibhauseffekt verstärkt. 

So erhitzen sich die Meere weiter und alles beginnt von vorne, nur auf einem höheren Level. Gleichzeitig sorgt das warme Wetter dafür, dass die Gletscher schmelzen und der Wasserspiegel steigt.  Die großen, weißen Eisflächen an den Polen funktionieren eigentlich wie riesige „Spiegel“, die das Sonnenlicht reflektieren und verhindern,  dass sich die Erde zu stark erwärmt. Schmelzen die Gletscher nach und nach, wird weniger Sonnenlicht und Wärme zurück ins Weltall reflektiert, was die Erwärmung begünstigt. Viele Tiere verlieren dadurch ihren Lebensraum. Aber nicht nur Tieren, auch uns Menschen kann das steigende Wasser gefährlich werden, schon jetzt liegen Länder wie die Niederlande zu Teilen unter dem Meeresspiegel…  

Wir alle können uns für die Umwelt einsetzen, indem wir zum Beispiel weniger Fleisch essen, lokal einkaufen, Energie sparen, nachhaltiger reisen und leben – oder demonstrieren gehen! 

Angeblich haben sich so viele junge Menschen wie aktuell für die Klimaschutz-Demonstrationen seit der Anti-Atomkraft-Bewegung in den 1970ern nicht mehr für Politik engagiert.

Wir waren mit von der Partie.  

Es ging eine viertel Stunde später los, als gewohnt. Um 8.06 Uhr saßen wir, mit Plakaten und Regenschirmen bewaffnet, in der Bahn Richtung Köln Hbf. Ein paar hatten zuvor schon an Demos für „Fridays for Future“ (Freitage für die Zukunft) teilgenommen, für andere war es noch Neuland.

Gegen halb neun versammelten wir uns am Ausgang des Hauptbahnhofs Köln, neugierig, aufgeregt. Fast jeder hatte ein Plakat dabei, manche hängten es sich um den Hals oder klebten sich Sprüche auf den Rücken, andere hielten alte Pappkartons in die Luft. Besonders schön war die Idee Sprüche von innen an einen durchsichtigen Regenschirm zu kleben – so blieben die kreativen Köpfe trocken. 

Bereits ab neun Uhr wurde der Bahnhofsvorplatz immer voller, Schätzungen zufolge lag die Teilnehmerzahl bei rund 2000 Menschen. Es wurde eine Ansprache gehalten, die man jedoch kaum verstehen konnte, alle zehn Minuten ging ein „Whooo“ durch die Menge, oder es wurde applaudiert. Neben Musikunterricht „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr unsere Zukunft klaut!“, wurde auch der Morgensport „Wer nicht hüpft, der ist für Kohle“  nicht vergessen.  

Die Partei „Die Partei“ verteilte währenddessen Entschuldigungsschreiben für die Fehlstunden im Unterricht, unterzeichnet von Martin Sonneborn, Mitglied des Europäischen Parlaments. 

Zwischen zehn und elf Uhr ging es dann auch endlich los, der Zug setzte sich in Bewegung – hielt sich aber selbstverständlich an die Straßenverkehrsordnung, und stoppte an roten Ampeln – und hatte viele Zuschauer, die sich erwartungsvoll aus dem Fenster lehnten und Fotos machten. Gegen elf Uhr machte die Demo einen Stopp am Neumarkt, mittlerweile waren etwa 10000 Menschen dabei. Es gab nicht nur Schüler, die für „Fridays for Future“ auf die Straße gingen, sondern auch „Oldies for Future“ und „Scientists for Future“, welche die junge Generation unterstützten. Bei alten Queen Songs wie „I want to break free“, „We will rock you“ oder K.I.Z.´ Hit „Hurra, die Welt geht unter“ sollten alle Demonstranten sich auf den Boden setzen, dann wurde eine Schweigeminute eingelegt. 

Gegen 12 Uhr machten wir uns auf den Weg zum Heumarkt.

Mittlerweile hatten sich unsere Lehrer und Schüler in kleineren Gruppen aufgeteilt, und wir folgten ZU FUß der drei-spurigen Cäcilienstraße. 

Busse und Autos fuhren zeitweilig nicht, für die Bahn kam es zu Verspätungen – nichts Neues…

Am Heumarkt wurden Reden gehalten, die ersten Menschen machten sich auf den Heimweg. Es waren viermal so viele Menschen wie erwartet und die Verantwortlichen der Organisation mussten sich kurz besprechen. Die Demonstration war aber alles in allem ziemlich friedlich verlaufen. 

Wir sind froh, dass wir an der Demo teilnehmen durften, und die Chance hatten, für unsere Zukunft aufzustehen. Wir sind nicht perfekt, gestern lagen schon wieder Plastikstrohhalme im Einkaufswagen, heute Morgen gab es neben Marmelade natürlich auch Käse und Schinken zum Frühstück und  ich möchte gar nicht wissen, wie viel Strom ich mit meinem Handykomsum pro Tag verbrauche. Ich werde vermutlich nicht bei der nächsten Matheklausur Opas alten Rechenschieber aus dem Keller holen und meinen modernen, akkubetriebenen grafikfähigen Taschenrechner  zu Hause lassen – allein schon deswegen nicht, weil mein Taschenrechner Pi auswendig kann. Mir reicht die Zeitreise in der fünf Minuten Pause, wenn der GTR das Rechnen kurz sein lässt und statt Zahlen und Buchstaben PacMan, Tetris und Co über den 6,5 x 5cm Bildschirm flackern. Die Pixel-Pokemon sind den meisten wahrscheinlich auch lieber als ein 6m großer T-Rex an der Bushaltestelle. 

Wir können die Zeit nicht zurückdrehen, wir werden wohl kaum von heute auf morgen das Fliegen und Autofahren wieder aufgeben. Und nur weil wir für den Klimaschutz protestieren, werden unsere Kühe nicht aufhören zu pupsen.  

Jeder fängt mal klein an, und es ist wichtig, dass wir der Wahrheit ins Auge schauen. Wenn alle ein bisschen tun, können wir gemeinsam Großes schaffen.  

Wir sind der Funke, der das Feuer entfacht. 

Greta Becker für die SMV, D. Schuster