Liebe Gäste, Weggefährten, Kolleginnen und Kollegen, liebe Eltern, liebe Schülerinnen und Schüler,

bis vor einem Moment hätte ich mir nicht vorstellen können, dass ich mich vor diesem Augenblick fürchten würde. Aber genau jetzt, in diesem Moment, fürchte ich mich doch. An Selbstsicherheit, den nächsten Lebensabschnitt zu begehen, nagen im Moment ein wenig Selbstzweifel. Dank der vielen Lobeshymnen über mich und dem schönen Programm passiert gerade noch einmal mein Schulleben im Schnelldurchlauf Revue. Mein Konzept wankt. Wo wollte ich eigentlich anfangen?

Ich weiß, liebe Gabi, du hast die Redezeit aller Redner streng limitiert und auch mir hast du auferlegt, fünf Minuten sollten reichen. Aber vielleicht kannst Du als heutige Haushofmeisterin mit einem Kompromiss leben: gib mir für jedes Schuljahr am Abtei-Gymnasium eine Minute. Ich werde dann auch versuchen, Theodor Fontanes Hinweis zu beherzigen: „Abschiedsreden müssen kurz sein wie eine Liebeserklärung“.

Wer mich wirklich kennt, der weiß ohnehin, das Redenhalten nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen gehört, schon gar nicht meine Abschiedsrede.

Zig Anfänge sind mir durch den Kopf gegangen: vom „Liebling, ab morgen bin ich auch zu Hause“, aber um es vorweg zu nehmen, ein solcher Beginn würde meine Frau kolossal verunsichern, solche Töne hat Sie von mir noch nie gehört. Dieser Beginn ist also unpassend.

Vielleicht dann schon lieber ein Kontrastprogramm ? Ich zitiere den indischen Dichter-Philosophen Rabindranath Tagore:

»Ich schlief und träumte, das Leben wär' Freude.
Ich erwachte und sah, das Leben war Pflicht.
Ich schaffte und fand, die Pflicht war Freude. «

Nein, das passt auch nicht, selbst wenn ich den letzten Vers mit einem „zuweilen“ abschwächen würde. Natürlich kann Pflicht Freude sein, aber sie ist es garantiert nicht immer.

Also dann doch lieber klassisch mit einer Aufreihung von Dankadressen? Aber auch das ist gefährlich und birgt Fallstricke. Weil ich bestimmt nicht alle Erwartungen erfülle, vielleicht sogar hier und da Neid erwecke, wenn er oder sie nicht genannt werden. Falls sollte, nehmen Sie es mir nicht krumm. Und um dies zu vermeiden, sage ich an dieser Stelle einfach nur schlicht „Danke“. Danke, dass Sie heute alle gekommen, um mit mir meinen Abschied zu feiern, ich freue mich, dass es so viele sind. Herr Bürgermeister Keppler, meine Chefin, Frau Radermacher, all meine Kolleginnen und Kollegen, treue Weggefährten, alle Mitglieder unserer kleinen Direktorenrunde aus dem rechtsrheinischen, eine wichtige Runde, in der Schulleiter einmal monatlich Dampfablassen können, weil man sich über die gleichen Dinge ärgert, und damit für die Psychohygiene und das Wohlbefinden einen äußerst wichtigen Beitrag leistet.

 

Ich danke Ihnen/Euch allen für die lange Zeit einer guten bis wunderbaren Zusammenarbeit. Vielen Dank liebe Gabi Meurer und Deine Helferinnen und Helfer, für die viele Arbeit, die Ihr in diese Verabschiedung gesteckt habt, vielen Dank den vielen Schülerinnen und Schüler für die einzigartigen Beiträge.

Nun bin ich doch bei den Danksagungen schon mittendrin, aber einige Personen will ich in besonderer Weise hervorheben, weil ich mit ihnen im Alltag am engsten zusammengearbeitet habe.

Zu allererst danke ich jedoch meiner Frau, liebe Aviva, dass du mich von den 43 Jahren meiner Berufstätigkeit 40 Jahre lang ertragen hast. Vor allem, dass du nie intensiv nachgefragt hast, wie es mir den einen oder anderen Tag ergangen ist. Auch wenn es dich brennend interessiert hätte. Denn du wusstest, und darüber war ich sehr froh, dass wenn ich nach Hause kam, Schule Schule war und ich bis zum nächsten Morgen dieses Kapitel geschlossen hatte. Stattdessen hast Du mich immer erinnert, dass es neben dem Beruf ein Leben mit der Familie gibt. Und die Familie braucht Zeit, Zeit die wir hoffentlich in nächster Zeit zu genüge haben werden. Andererseits würde ich ohne Dich heute nicht hier stehen, denn Du hast mich bestärkt, den Weg in die Schulleitung einzuschlagen, als mir dies angetragen wurde.

Liebe Gabi, Dir möchte ich zuerst danken. Vor allem, dass Du spontan bereit warst, obwohl im letzten Jahr Deines beruflichen Werdegangs, auf mein Angebot einzugehen und die Geschäfte hier am Abtei-Gymnasium mitzuführen. Das war am Ende meiner beruflichen Strecke für mich ein Glücksfall. Du hast mir nicht nur, um mit Steinbrück zu sprechen, mehr Beinfreiheit verschafft, sondern du hast mir auch den Rücken von vielen Dingen frei gehalten, so dass ich mich, wenigstens zum Schluss, intensiver um Schule kümmern konnte. Vielen Dank für Deine Loyalität in diesem, unserem letzten Jahr. Allein schon aus diesem Grund hättest auch Du heute, hier an dieser Stelle; ebenfalls verabschiedet werden sollen, ja müssen. Aber es war Dein Wunsch, dies heute nicht zu tun.

Ich danke Allen hier im Hause, die als perfekt funktionierendes Team zusammengearbeitet haben von den Hausmeistern, über das Sekretariat und Ihnen, meine lieben Kolleginnen und Kollegen. Dabei kann ein Schulleiter nur so gut sein, wie es sein Kollegium bzw. wie es seine engsten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erlauben.

Sie alle haben mir diese Arbeit hier vor Ort nicht schwer gemacht, Sie haben mir viel erlaubt, sind alle Wege mitgegangen. Sie haben diese Schule, unser Abtei-Gymnasium, einen Leuchtturm der Bildungslandschaft werden lassen, trotz neun Jahren Leben im Bauschutt, mit Lärm- und Staubbelästigung ohne Ende.

Ich danke Ihnen für viele Diskussionen in den Lehrerkonferenzen und Dienstbesprechungen, wo wir auch bei heiklen Themen durch konstruktive Kritik stets tragfähige Kompromisslösungen finden konnten. Für die Arbeit in den Fachkonferenzen, die exzellente Zusammenarbeit mit dem Lehrerrat, vor allem seit der Zeit als eigenverantwortliche Schule, für die Sitzungen bei schulscharfen Einstellungsgesprächen (in meiner Zeit immerhin 54 Stellen).

Mit diesen vielen jungen Kolleginnen und Kollegen, viele von Ihnen auch an dieser Schule ausgebildet, haben wir diese Schule mit ihrer Profilierung einzigartig gemacht, so dass der gute Ruf weit über Pulheim hinaus hallte. Die Einrichtung von Kul-Tour- Klassen bzw. Kursen in der Oberstufe, mit der Möglichkeit sich diese sogar zertifizieren lassen zu können, um dadurch Studienzeit zu kürzen, ist in dem Bereich Kultur und Film einzigartig in unserem Land NRW. Parallelen Spracherwerb ab Klasse 5, für mich als Sprachenlehrer ohnehin ein Muss in einem zusammenwachsenden Europa, bieten ebenfalls nur wenige Schulen, Gütesiegel, Komm-mit Initiative, Einrichtung des bilingual-englischen Bildungsgangs, Kooperationen mit namhaften Kooperationspartnern: ich nenne Metro-Kaufhof, Natur und Kultur, LVR, die Kreissparkasse Köln, den DFB, um nur einige zu nennen. Ohne Sie, meine lieben Kolleginnen und Kollegen, wären diese Kooperationen nicht möglich gewesen. Deshalb sind auch Sie alle hier und heute zu feiern.

Ich danke den Kolleginnen und Kollegen im engen und erweiterten Schulleitungsteam für Ihre kompetente Beratung und Unterstützung auch in komplizierten Fragen der Schulentwicklung, vor allem der Schulentwicklung vor Ort.

Ich habe auch die positive Zusammenarbeit mit allen andern Gremien unserer Schule geschätzt. Die stets gute Kooperation mit unserer SV, unseren Eltern, den beiden Fördervereinen und meiner Kolleginnen Frau Müller-Costard aus der Realschule im Haus.

Ich danke den Eltern für die konstruktive Mitarbeit in der Schulpflegschaft. Für eine große Zahl von Ihnen war das Wort „Erziehungspartnerschaft“ keine leere Floskel, sondern gelebte Realität. Und wenn es um die Belange des Abtei-Gymnasiums ging, wusste ich Sie immer an meiner Seite, dann konnten wir stets mit einer Stimme sprechen.

Das gilt selbstverständlich auch für Euch meine lieben Schülerinnen und Schüler, die ihr Euch konstruktiv und zäh in der Sache eingesetzt habt, nicht nur wenn es um die Verwirklichung von Euren Wünschen ging, sondern vor allem, wenn es um das Abtei-Gymnasium, Eure Schule, ging. Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang noch gern an die Diskussionen und Dispute um die „Szenenfläche“ auf der die Redner heute stehen, denn „Bühne“, obwohl existentiell wichtig für unsere Kulturarbeit, durfte das Gebilde ja nicht heißen. Da wurde auch schon einmal vor das Rathaus gezogen. Eure Darbietung hier auf der „Szenenfläche“ wecken diese Erinnerungen bei mir in besonderem Maße.

Wenn ich Euch beobachte, wie ihr Euch für unsere Schule eingesetzt habt, wird mir wieder deutlich, dass ich den Beruf des Gymnasiallehrers immer geliebt habe. Es ist eine wunderbare, allerdings gesellschaftlich zu wenig anerkannte Aufgabe, ja fast ein Privileg, mit jungen Menschen zwischen 10 und 18 Jahren fachlich und erzieherisch arbeiten zu dürfen, auch wenn der/die eine oder andere nicht immer pflegeleicht war. Lehrerinnen und Lehrer dürfen dann nicht vergessen, dass Ihr das Recht habt, unfertig zu sein, aber dabei letztlich offen, voll herrlicher Lebensfreude und Energie.

Mit das Beste, was einem Schulleiter bei all diesen solidarisch und engagiert arbeitenden Menschen widerfahren kann, ist ein professionelles, perfekt eingespieltes Sekretariatsteam, inzwischen auf drei Damen angewachsen. Ich danke Ihnen, Frau Heinrichs, die Sie als letzte zu uns gestoßen sind, dass Sie sich sofort voll integriert haben und immer bereit waren einzuspringen, wenn es einen personellen Engpass gab oder die Arbeit in Stoßzeiten überhandnahm.

Liebe Frau Schildhauer, als Herrin der Zahlen und der diversen Töpfe, ohne Sie wäre ich rettungslos im Gewebe von konsumtiven und investiven Mitteln untergegangen. Sie haben, was das Ausnutzen von div. Geldtöpfen anging, immer alle bis zum letzten Cent ausgeschöpft und bei der Endabrechnung immer eine Punktlandung geschafft.

Liebe Frau Broich, Sie haben am längsten mit mir gearbeitet, Sie waren und sind mein dienstliches Gewissen, ohne Sie hätte ich nicht nur einmal auf verlorenem Posten gestanden, auch wenn Sie immer behauptet haben, ich hätte das Gedächtnis eines Computers. Sie haben schon immer Alles antizipiert, bevor ich etwas sagen oder fragen konnte. Sie wussten am besten, wann man den Chef ansprechen konnte oder ihn lieber in Ruhe lassen sollte. Sie haben alles überschaut, kennen alle nur irgendwie denkbaren Verwaltungsabläufe, wissen, was wann dringend ist, welche Anrufe unbedingt durchzustellen sind und welche eben nicht. Glauben Sie mir, ich habe es genossen, eine echte Sekretärin gehabt zu haben.

Meine Damen, ich werde Sie alle vermissen.

Nun bin ich am Ende meines beruflichen Lebens angekommen und ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Mal sehen, welche Welten sich mir da auftun, aber der Schwerpunkt sollte sein: viel Sport, viel Reisen, möglichst viel Zeit mit Frau und Enkelkindern verbringen, bzw. noch besser, ich hoffe Alles lässt sich zeitlich möglichst häufig überlappend miteinander kombinieren.

Ich glaube, jetzt habe ich meine Redezeit doch über zogen.

Aber Sie erlauben mir sicher zum Schluss meiner Rede noch einen Wunsch für das Abtei-Gymnasium zu äußern. Diesen Wunsch können vor allem die Damen und Herren Bildungspolitiker dieser Stadt in Realität umsetzten und Wirklichkeit werden lassen. Bei allem Reformeifer in der Bildung wird leider immer wieder vergessen, dass Pädagogik keine Politik ist. Pädagogische Konzepte bedürfen einer langen Reife. Man kann eine Schule nicht gestern aufblähen und morgen klein halten. Pädagogik braucht Verlässlichkeit, davon hat das Abtei-Gymnasium und auch unsere Nachbarschule in der letzten Zeit zu wenig erfahren. Man kann auch keine Schule alle zwei Jahre mit einer neuen Schulform versuchen zu verheiraten oder ihr gar die Abwicklung androhen. Das bindet Ressourcen im System und sehr viel Zeit, Ressourcen und Zeit, die der Bildungsarbeit verloren gehen, und damit den uns anvertrauten Kindern, unseren Schülerinnen und Schülern in der Erziehung fehlen. Das Abtei-Gymnasium ist eine Schule mit einem Profil, welches dem Bildungsbürgertum in Pulheim, speziell hier im Süden in Brauweiler sehr entgegenkommt, mit dem man sich identifiziert. Die Schülerinnen und Schüler, die in unsere Schule kommen, besuchen eine Schule, die schon ihre Eltern besucht haben. Das hat auch keine Gebietsreform beeinflussen können. Die Diskussion um die Anzahl der Externen ist da nicht zielführend, schon unsere jüngsten Schülerinnen und Schüler erkennen, dass der Politik fast jedes Mittel Recht ist, wenn es darum geht, etwas durchzusetzen. Schüler erkennen sehr schnell und sind zu recht irritiert, wenn einerseits die Zahl der Externen, die im Übrigen in diesem Jahr sogar abgenommen hat, zum Anlass genommen nimmt, um die Schule kleiner zu machen, auch um den Preis, eine florierende Profilierung zu gefährden. Dass, wenn es im Gegenzug jedoch um Neugründungen geht, die Zahl der Externen plötzlich keine Rolle mehr spielt, ja sie sogar umworben werden. Dieses Missverhältnis bei der Durchsetzung politischer Ziele haben unsere Schülerinnen und Schüler sehr schnell durchschaut. Ein solches politisches Vorgehen und schafft bei jungen Menschen jedoch schon im Bereich der Lokalpolitik Politikverdrossenheit.

Ich wünsche mir daher von den Bildungspolitikern in Pulheim, dass Sie die Luft zu Atmen schaffen, für alle, die für das Abtei-Gymnasium eingetreten sind, die hier arbeiten, und die diese Schule zu der gemacht haben, die sie heute ist.

Meine lieben Kolleginnen und Kollegen, Schülerinnen und Schüler Eltern und Freunde unsere Schule. machen Sie‘s gut, sorgen Sie dafür, dass unser Abtei-Gymnasium Brauweiler weiter prosperiert und als innovativer Leuchtturm im südlichen Pulheim der markanteste Punkt in der Bildungslandschaft bleibt. Ich zähle auf Sie, liebe Kolleginnen, Kollegen und Eltern. Ich zähl auf Euch, liebe Schülerinnen und Schüler.

Alles Gute! Auf Wiedersehen!